12. Juli 2024

Hausarzt-Patientenmagazin: Darmspiegelung als Vorsorgeleistung

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Hausarzt-Patientenmagazin  |  Q3 Ausgabe

Bildbeschreibung
Dr. Yvonne Fechner
Vorstandsmitglied Hausärztinnen- und Hausärzteverband Baden-Württemberg
       
 

Vorsorgeleistungen sind bestimmte Leistungen der gesetzlichen Krankenkassen, die Sie beanspruchen können, auch wenn keine Beschwerden und keine besonderen Risikofaktoren vorliegen. Das heißt, die Krankenkassen übernehmen bei einer breiten Bevölkerungsgruppe ab einem bestimmten Alter die Kosten, um Folgekrankheiten zu vermeiden. Das ist zu Ihrem Vorteil. Sie kennen das vom Gesundheitscheck.

Koloskopie als Vorsorgeleistung

Die „große Hafenrundfahrt“ oder auch Darmspiegelung, bei der vom After aus über den Mastdarm der gesamte Dickdarm und das Ende des Dünndarms untersucht werden, heißt im Fachjargon Koloskopie. Die Vorsorgekoloskopie wurde bereits 2002 eingeführt und steht Ihnen als Frau ab 55 Jahren alle zehn Jahre zu. Sind Sie Mann, dürfen Sie diese ambulante Vorsorgeleistung bereits ab dem 50. Lebensjahr in Anspruch nehmen. Dass Männer schon früher dran sind, liegt an der statistischen Wahrscheinlichkeit, dass sie früher an Darmkrebs erkranken. Werden bei der Koloskopie schon früh Schleimhautveränderungen (meist Polypen) entdeckt, können diese gleich entfernt werden. Dann entarten sie erst gar nicht und der Krebs ist an dieser Stelle abgewendet.

Rückläufige Darmkrebsdiagnosen

Laut Statistischem Bundesamt war 2022 Darmkrebs die fünfthäufigste Todesursache unter allen Krebsarten. Krankenhausbehandlungen wegen einer Krebsdiagnose gingen 2022 erneut deutlich zurück. Als Ursache dafür wird auch die verbesserte Vorsorge vermutet. Bereits 2012, also zehn Jahre nach Einführung der Vorsorgekoloskopie, konnte ein Rückgang der Darmkrebsdiagnosen um 17 bis 26 Prozent verzeichnet werden. 

Risikofaktor ungesunde Ernährung

Im Laufe des Lebens erkrankt eine von 19 Frauen und einer von 15 Männern an Darmkrebs. Darmkrebs ist ein sehr langsam wachsender Tumor, sodass aktuell mehr als die Hälfte der Patienten älter als 70 Jahre beziehungsweise weniger als zehn Prozent jünger als 55 Jahre bei Diagnosestellung ist. Risikofaktoren sind ungesunde Ernährung und Übergewicht. Chronische Darmentzündungen sind nur selten krebsauslösend. 

Hinweise? Hausarztpraxis kontaktieren!

Schon Polypen haben die Angewohnheit, sich durch Mikroblutungen bemerkbar zu machen. Daher haben Sie auch ohne Darmspiegelung eine Möglichkeit, Hinweise auf veränderte Schleimhäute zu bekommen, nämlich mit der Suche nach verstecktem Blut durch Testung einer Stuhlprobe. Diese steht Ihnen statt der Darmspiegelung ab 55 Jahren alle zwei Jahre zu, zwischen 50 und 54 Jahren sogar jährlich. Sie kann in der Hausarztpraxis durchgeführt werden. Bei auffälligen Befunden werden Sie weiter untersucht oder erhalten eine Empfehlung für eine erneute Darmspiegelung. Das gilt dann nicht mehr als Vorsorge. Bei eindeutigen, auch leichten Blutungen aus dem After sprechen Sie mit Ihrem hausärztlichen Team, das dann alles Weitere für Sie veranlasst. 

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