11. September 2024
"Als PCM sehe ich große Chancen, die Hausärzt:innen zu entlasten"
Foto: privat
Nach rund zweieinhalb Jahren liegt das Studium nun bald hinter Ihnen. Welches Fazit ziehen Sie?
Es gehört schon etwas Mut dazu, einen Studiengang zu belegen, der neu an den Start geht, immerhin ist nicht absehbar, wie sich dieser entwickelt. Nach nun zwei Jahren Studienzeit bin ich allerdings froh, mich dazu entschlossen zu haben. Jede meiner Kommilitoninnen und ich haben uns unfassbar weiterentwickelt und wir können stolz auf das sein, was wir erreicht haben. Im Studiengang haben wir einen außergewöhnlichen Zusammenhalt, Stärken und Schwächen werden gegenseitig ausgeglichen. Auch wenn man mal einen Durchhänger hat, kommt sofort aufmunternder und positiver Rückhalt, was sehr schön ist. Außerdem sehe ich große Chancen für uns als PCM, die Hausärzt:innen zu entlasten und die hausärztliche Versorgung neu zu gestalten. Dass sich hier was tun muss, ist, denke ich, allen bewusst.
Inwiefern hat sich Ihre Rolle im Praxisalltag schon während des Studiums geändert?
Während meines Studiums habe ich bereits Altenpflegeheime und Betreutes Wohnen übernommen. Danach haben wir Disease Management Programme (DMP) bei mir angesiedelt, was wir leider wegen Personalmangels wieder auf Eis legen mussten. Im Bereich Praxismanagement bekam ich anschließend die Führungsposition. Hier konnte ich bereits an einigen Stellen Abläufe einfacher oder sinnvoller gestalten. Im Studium haben wir viele praxisnahe Module, die mir generell im Alltag oft Hilfen sind. Ein großer Unterschied zu früher liegt auch in der Kommunikation mit Patient:innen und Kolleg:innen, auch was Konfliktsituationen betrifft. Durch die Techniken, die wir im Studium erlernt haben, kann ich viele Situationen professioneller und gezielter lösen. Manche Techniken wende ich sogar im Privatleben an und bin oft verwundert, wie einfach Kommunikation, auch mit Kindern, funktionieren kann.
Und welche Aufgaben, die bisher bei Ihrer Chefin oder Ihrem Chef lagen, sehen sie künftig bei sich?
Der Studiengang zur PCM hat den Grundstein gelegt. Meine Chefs können mich nun an den Stellen einsetzen, wo sie zur Delegation bereit sind. Im Herbst übernehme ich zunächst die Infekt-/Akutsprechstunde. Und natürlich auch wieder DMPs, sobald wir personell wieder besser besetzt sind. Außerdem sind für mich Auswertungen von Langzeit-Blutdruckmessungen mit evtentueller Einstellung des Blutdrucks denkbar, aber auch Gesundheitsuntersuchungen und Beratungen in verschiedenen Bereichen wie Ernährung, gesunder Lebensstil oder Impfungen. Zudem kann ich alle Anträge bearbeiten, die so in die Praxis kommen, wie zum Beispiel Reha- oder Cannabis-Anträge. Ich denke, die neuen Aufgabengebiete sind bei jeder Studierenden anders und chefabhängig. Auch die Größe der Praxis oder des MVZ ist hier von Bedeutung. In größeren Praxen spielen sicher auch Aspekte wie Mitarbeiterführung, Personalplanung, Löhne usw. eine größere Rolle.
Haben Sie einen Rat für alle Kolleg:innen, die noch unentschlossen sind, ob ein Studium das Richtige für sie ist?
Mein Rat für unentschlossene Kolleg:innen ist auf jeden Fall, sich mit aktuell Studierenden auszutauschen. Sie können Einblicke geben und Ängste nehmen. Es gibt bei uns alle Konstellationen von 23 bis 63 Jahren, mit Kind, ohne Kind, mit Mann, ohne Mann, Vollzeit, Teilzeit berufstätig. Zwei Studierende wurden während des Studiums zum ersten Mal Mama und sind derzeit in Elternzeit. Ich selbst habe angefangen, da war das Jüngste von drei Kindern zehn Monate alt. Ich will nur sagen: Alles ist möglich. Und man wird nie wissen, ob man es schaffen kann, wenn man es nicht versucht.
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