23. Oktober 2025

Diskussion zur Zukunft der ambulanten Versorgung

Die Zukunft der ambulanten Versorgung stand im Mittelpunkt des diesjährigen Gesundheitschecks von AOK Baden-Württemberg und Heilbronner Stimme. Im Zentrum der Diskussion: das von der Bundesregierung geplante verbindliche Primärarztsystem. Dr. Susanne Bublitz, Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Baden-Württemberg, hob die zentrale Rolle der Hausärzt:innen für eine stabile und patientenorientierte Versorgung im Land hervor. 

„Die hausärztliche Versorgung ist für die Menschen in Baden-Württemberg das Rückgrat unseres Gesundheitssystems“, betonte Dr. Susanne Bublitz. „Unsere Praxen sind für Patient:innen die erste und wichtigste Anlaufstelle. Das zeigt sich auch in der Versorgungssituation: Während viele gesetzlich Versicherte monatelang auf einen Facharzttermin warten müssen, erhalten unsere Patient:innen in der Regel innerhalb einer Woche einen Termin – akute Fälle meistens sofort.“

Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der AOK Baden-Württemberg bestätigt diese Einschätzung: Fast 80 Prozent der Befragten bekommen innerhalb von zwei Wochen einen hausärztlichen Termin, 14 Prozent sogar am selben Tag. „Das unterstreicht die Verlässlichkeit der hausärztlichen Versorgung. Wer dringend einen Termin benötigt, bekommt ihn – und wenn ein Facharztbesuch erforderlich ist, sorgen wir dafür, dass auch dieser zeitnah möglich ist“, so Bublitz.

Sie sieht ein Problem darin, dass viele Menschen zu früh oder ungesteuert spezialisierte Fachärzt:innen aufsuchen. „Das System ist komplex, und viele Patient:innen wissen oft gar nicht, wie umfassend wir sie versorgen können. Viele Beschwerden, etwa Ohrenschmerzen oder Blasenentzündungen, können wir hausärztlich abschließend behandeln. Dafür muss man nicht lange auf einen Facharzttermin warten. Ein Primärarztsystem bedeutet nicht, dass wir als 'Gatekeeper' agieren, sondern dass wir die Patient:innen unterstützen, die richtige Behandlungsebene zum passenden Zeitpunkt zu finden – das ist gelebter Primary Care Support.“

Dr. Bublitz verwies auf die positiven Erfahrungen mit der Hausarztzentrierten Versorgung (HZV): „Das, was als Primärarztsystem diskutiert wird, existiert mit der HZV bereits seit 17 Jahren. Patient:innen entscheiden sich, zunächst immer zu uns in die Hausarztpraxis zu kommen. Wir koordinieren die Versorgung und stellen sicher, dass Facharzttermine gezielt und zeitnah vergeben werden. Die Ergebnisse sprechen für sich: weniger Krankenhauseinweisungen, geringere Komplikationsraten bei chronisch Erkrankten und eine höhere Impfrate. Die HZV ist längst kein Modellprojekt mehr – bundesweit sind über 10 Millionen Versicherte eingeschrieben, allein in Baden-Württemberg rund 3 Millionen, das ist jeder dritte Versicherte.“

Neben Dr. Susanne Bublitz nahmen Jürgen Graf (AOK Baden-Württemberg), Landtagsabgeordneter Erwin Köhler (Grüne) und Björn Steinbach (Bürgermeister von Obersulm) an der Diskussion teil. Die Moderation übernahm Tanja Ochs von der Heilbronner Stimme.

Weitere Informationen 

-> Mehr zum Primärarztsystem HZV

 

Zurück Alle News

Ähnliche Beiträge