24. Mai 2024
„Die PTQZ unabhängig zu machen, war die größte Errungenschaft“
iStock/Jacob Wackerhausen, HÄVBW/Jan Winkler
Lieber Herr Prof. Herbers, erinnern Sie sich noch, wie Sie zum Amt des Fortbildungsbeauftragten gekommen sind?
Das ist eigentlich eine etwas traurige Begebenheit. Mein Vorgänger Dr. Markus Quintela-Schneider war plötzlich schwer erkrankt und es kam kurzfristig die Anfrage vom Vorstand an mich, dieses Amt anzutreten, was ich mit etwas Beklemmung, aber auch Freude über das erwiesene Vertrauen gemacht habe.
Was war damals Ihre erste Amtshandlung?
Oh, da habe ich mich gleich unbeliebt gemacht: Es gab Beschwerden in einem PTQZ mit vielen Teilnehmenden, dass der Moderator Pharmafirmen zum PTQZ einlade und Folien teilweise von bezahlten Referenten vorgetragen würden. Das widerspricht unseren Prinzipien, und ich musste eine Lösung finden; letztlich hat der Moderator sein Amt aufgegeben und ein anderer Moderator hat den PTQZ übernommen.
Worin bestanden die größten Herausforderungen?
Es musste sich erst langsam die Erkenntnis durchsetzen, dass Fortbildungen für Hausärztinnen und Hausärzte nicht am besten von Gebietsärzten durchzuführen sind. Diese sind auf ihrem begrenzten Gebiet die Spezialisten, aber wir betrachten den gesamten Menschen mit all seinen Leiden, Befunden, seinem sozialen Umfeld und der Wohnsituation. Daher ist es in vielen Bereichen notwendig, dass Fortbildungen von Hausärzt:innen für Hausärzt:innen gehalten werden, oder zumindest eine hausärztliche Moderation gewährleistet ist. Und die zweite Herausforderung zu Beginn bestand darin, die Fortbildung auch finanziell auf "eigene Beine" zu stellen. Dafür zu sorgen, dass die (oft) kostenträchtigen Fortbildungen nicht mehr von Industrie und Krankenkassen bezahlt werden, war ein finanzieller Kraftakt, der uns aber dank der Unterstützung durch die HÄVG gelungen ist. Niemand redet uns in Fortbildungsthemen „hinein“!
Was betrachten Sie persönlich als wichtigste Errungenschaft?
Das knüpft direkt an die Herausforderung an. Die PTQZ unabhängig zu machen, einen Verlag mit unbeeinflussten Autoren zu finden und eine eigene Verbandszeitschrift mit Fortbildungsinhalten und Informationsmöglichkeiten für alle an der HZV-Teilnehmenden zu schaffen, war die größte Herausforderung und auch Errungenschaft der letzten acht Jahre.
Hat sich die Aufgabe im Laufe der Zeit gewandelt und wenn ja, inwiefern?
Ein sehr starker Wandel ist mit der Corona-Pandemie entstanden: Vor 2020 gab es ein verschwindend geringes Angebot an online-Veranstaltungen. Und plötzlich mussten Referierende „fit“ gemacht werden in online-Präsentationen, es entwickelten sich Fortbildungs- und Kommunikationsplattformen und auch die Hausärztinnen und Hausärzte mussten lernen, mit Fortbildungen „am Monitor“ zu leben und dennoch irgendwie die sozialen Kontakte aufrecht zu erhalten. Sehr schnell hat die Geschäftsstelle des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands die Zeichen der Zeit erkannt und wir sind nun gut aufgestellt; mittlerweile hat sich eine gute Balance zwischen Präsenz- und online-Veranstaltungen entwickelt.
Mit welchem Gefühl geben Sie das Amt ab und vor allem an wen?
Die Gefühle sind gemischt: Die Tätigkeit hat mir (fast) immer große Freude gemacht, insbesondere auch wegen der hervorragenden Unterstützung durch die Geschäftsstelle in Stuttgart und durch den Vorstand, der Referent:innen, die auch bei „unbeliebten“ Terminen zugesagt haben, der Moderator:innen, die eine hervorragende ehrenamtliche Tätigkeit ausüben, und der vielen Rückmeldungen, die mir geholfen haben, nie die Tuchfühlung mit den Mitgliedern zu verlieren. Aber natürlich freue ich mich auch auf neue Tätigkeiten. Da die Aufgaben in den Jahren immer mehr wurden und alles im Ehrenamt geleistet wird, hat sich ein Team gebildet, das gemeinsam – und doch mit Schwerpunkten – die Fortbildung weiter voranbringen wird: Corinna Ernle wird sich um die HÄV-Talks sowie die Fortbildungen am Hausärztetag kümmern und die AG-Fortbildung leiten. Dr. Manuel Magistro wird für alles rund um die PTQZ zuständig sein und um die Belange der MFA-Fortbildungen mit über 120 MFA-QZ sowie die PracMan-Themen wird sich Dr. Ingo Hrastnig kümmern.
Auf Sie wartet eine neue spannende Aufgabe – verraten Sie etwas darüber?
Schon einige Jahre begleite ich die Entwicklung des Studiengangs zum „Primary Care Management“ (PCM), wie er nun heißt, bzw. zur „akademisierten VERAH“ mit der FOM-Hochschule. Dadurch bin ich „auf den Geschmack“ gekommen und habe Anfang dieses Jahres eine Professur für „Physician Assistant“ (PA) an der IU Internationale Hochschule angenommen. Ich bleibe also der Fort- und Weiterbildung treu.
Weitere Informationen
-> Fortbildungen für Ärzt:innen
-> Forbildungen für Praxisteams