05. Juni 2025

"In der primärärztlichen Schaltzentrale fühle ich mich sehr wohl"

Dr. Michael Bock berichtet im Interview über seinen Weg in die Patientenversorgung – und in die Berufspolitik. Als Sprecher des Forums Weiterbildung verfolgt er eine klare Mission: Das Forum soll Anlaufpunkt für alle sein, die sich kurz vor oder bereits in der Weiterbildung zur Allgemeinmedizin befinden und den Austausch mit Kolleg:innen in der gleichen Phase des Berufslebens suchen. Gelegenheit dazu bietet der nächste Online-Treff am 10. Juli. Jetzt anmelden!

 

 
 

 

Wann war Ihnen klar, dass Sie Mediziner werden möchten?

Ich wusste schon ziemlich früh, dass es in diese Richtung gehen sollte. In der 8. Klasse hatte ich einen Sanitätskurs absolviert, schon immer Interesse an naturwissenschaftlichen Fächern und vor allem an Menschen entwickelt. Diese beiden Facetten zusammenzubringen, hat mich immer motiviert – bis heute.

Ambulante oder stationäre Versorgung – was hat für Sie den Ausschlag gegeben?

Aktuell befinde ich mich im klinischen Weiterbildungsabschnitt, sprich in der stationären Versorgung, genauer gesagt der Geriatrie. Während der Weiterbildung ist es essenziell, die verschiedenen Versorgungsebenen kennenzulernen. Ich persönlich interagiere gerne mit Menschen, helfe ihnen gern Entscheidungen zu treffen und vermittle gerne. In der primärärztlichen Schaltzentrale des Gesundheitswesens, der Hausarztpraxis, wo ein Großteil der Patientensteuerung geschieht, fühle ich mich deshalb sehr wohl – bin aber auch froh und dankbar für die Erfahrungen im stationären Bereich, die ich gerade sammeln darf. Vor allem um gegenseitiges Verständnis zu entwickeln.  

Wie sieht Ihr Arbeitsalltag aktuell aus?

Wie gesagt, befinde ich mich gerade im klinischen Weiterbildungsabschnitt in der Geriatrie eines großen Maximalversorgers in Ludwigshafen. Zuvor durfte ich in der Gastroenterologie arbeiten und wichtige Erfahrungen sammeln. Als nächster Abschnitt folgt die zentrale, interdisziplinäre Notaufnahme. Auch die stationären Bereiche leiden teilweise unter großem Zeitdruck, sodass oft zu wenig Zeit für die eigentliche Interaktion mit den Patient:innen bleibt. Mit einer guten Struktur in den persönlichen Workflows lässt sich dieses Ungleichgewicht ein wenig ausgleichen, kollidiert aber dennoch oft mit großen bürokratischen Aufwendungen. Wir sind also sowohl im ambulanten als auch stationären Bereich oft mit ähnlichen Herausforderungen konfrontiert. 

Daneben engagieren Sie sich noch berufspolitisch – warum?

Mir liegt es am Herzen, die Zukunft unseres Berufes aktiv mitzugestalten und beizutragen, dass meine Kolleg:innen und ich nicht nur bewusst, sondern auch möglichst sinnvoll strukturiert in der Weiterbildung zu Allgemeinmediziner:innen heranreifen dürfen. Ziel muss sein, dass wir neben den Herausforderungen unseres Faches auch die Herausforderungen unserer Zeit bestmöglich meistern können. Das beinhaltet natürlich Punkte wie Digitalisierung, Leadership und Changemanagement. Darüber hinaus besteht eine große Notwendigkeit der Delegation – ob an KI-Tools, PAs, PCMs, VERAHs etc. spielt dann nur untergeordnet eine Rolle. Wir Ärzt:innen müssen zunächst lernen, die richtigen Fragen und Prozesse zu benennen, um sie dann qualitätsgesichert delegieren und supervidieren zu können. Genau dabei hilft gegenseitiger Austausch und enge Vernetzung.

Wo sehen Sie die größten Herausforderungen für Berufseinsteiger:innen?

Neben den fachlichen Anforderungen müssen wir uns immer stärker mit Themen wie Digitalisierung, Prozessverständnis und Forschungsfragen auseinandersetzen. Hinzu kommen gesellschaftliche Herausforderungen wie der demografische Wandel, der wiederum unvorstellbare Belastungen für das GKV-System zum Vorschein bringen wird. In meinen Augen bietet das HÄPPI-Konzept des Hausärztinnen- und Hausärzteverbandes eine der attraktivsten Antworten auf diese Zukunftsfragen. Es verbindet innovative Ansätze mit den praktischen Bedürfnissen unseres Berufes. Um die eigentliche Frage zu beantworten: Die selbstständige Strukturierung der Weiterbildung beinhaltet gerade in der Allgemeinmedizin viele Stellenwechsel und Möglichkeiten, das kann nicht nur anstrengend und herausfordernd sein, sondern erfordert auch ein ausgebautes Netzwerk.

Welche Rolle spielt für Sie hier das Forum Weiterbildung?

Das Forum Weiterbildung ist für mich die logische Konsequenz meiner Beweggründe. Ich selbst befinde mich in Weiterbildung, das Forum ist also meine Peer-Group. Ich möchte gerne das, was ich bereits an Erkenntnissen und Herausforderungen wahrnehmen und zum Teil meistern konnte, weitergeben und möchte natürlich genauso von den Erfahrungen anderer profitieren. Mir persönlich ist Networking, Austausch und gegenseitige Ermutigung sehr wichtig. Deshalb ist das Forum Weiterbildung ein sehr guter Platz für mich mit sehr vielen Chancen, auch in Zukunft mehr interessierten Ärzt:innen in Weiterbildung eine Plattform zu bieten. Gerne auch schon im Studium. 

Dem Forum Weiterbildung sollten sich Kolleg:innen und Medizinstudierende demnach anschließen, weil …

… es die ideale Plattform bietet, um sich mit Gleichgesinnten auszutauschen, voneinander zu lernen und gemeinsam die Weiterbildung aktiv mitzugestalten. Hier finden junge Ärzt:innen Unterstützung, Inspiration und die Möglichkeit, ihre Perspektiven in die Berufspolitik einzubringen.

Forum Weiterbildung: Online-Treff nutzen!

Am 10. Juli 2025 ab 19:30 Uhr kommt das Forum Weiterbildung online zum Thema „Einstieg in die Allgemeinmedizin – Klinik oder Praxis?“ zusammen. Herzlich eingeladen sind Allgemeinmediziner:innen, die kurz vor oder am Anfang ihrer Weiterbildungsreise stehen und sich fragen, in welche Richtung es gehen soll: Praxis oder Krankenhaus – was passt besser zu den eigenen Wünschen und Bedürfnissen?

Moderator Dr. Michael Bock stellt die verschiedenen Weiterbildungsstationen vor und gibt Einblicke in den Arbeitsalltag. HÄVBW-Vorstandsmitglied Dr. Simon Schwill, MME, beleuchtet außerdem die Vor- und Nachteile der einzelnen Strukturen und Fachabteilungen und gibt wertvolle Tipps für einen erfolgreichen Start.

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