Vom Hörsaal in die Hausarztpraxis

Hallo Sarina, hallo Matthias, wie schon in der Winterschool bleiben wir beim Du. Möchtet ihr euch kurz vorstellen?

Sarina: Hallo, ich bin Sarina Bader, 26 Jahre alt und komme aus Schwäbisch Hall. Ich habe in Freiburg Medizin studiert und bin aktuell für mein drittes PJ-Tertial in der Schweiz.

Matthias: Mein Name ist Matthias Proffen und ich bin Assistenzarzt in der Weiterbildung Allgemeinmedizin im ersten Jahr! Ich bin 26 Jahre alt und wohne in Ulm.

Warum wolltet ihr Medizin studieren? Gab es einen besonderen Auslöser oder eine Inspiration?

Sarina:  Ehrlich gesagt habe ich nie wirklich über ein Medizinstudium nachgedacht. Für mich war jedoch immer klar, dass ich einen sozialen Beruf ergreifen möchte, bei dem die naturwissenschaftliche Komponente nicht fehlen darf. Über ein Praktikum bei meinem Hausarzt nach der Schulzeit und genauer Recherche über den Studienaufbau wurde ich darin bestärkt, mich für einen Medizinstudienplatz zu bewerben.

Matthias: In der Mittelstufe wollte ich in Richtung Pharmazie gehen. Der Wunsch, Arzt zu werden, kam erst in der Oberstufe auf, nachdem ich einige Praktika bei ambulanten Ärzten und in der Pflege im Krankenhaus absolvierte. Ich hatte als Jugendlicher oft Zweifel und dachte, um Medizin zu studieren, müsse man ein besonders guter und schlauer Mensch sein. Dementsprechend haben mich sowohl positive als auch paradoxerweise negative Erfahrungen in diesen Praktika in meinem Vorhaben bestärkt, Medizin zu studieren.

Und was gab nach dem Studium den Ausschlag für die Allgemeinmedizin?

Sarina: Ich bin tatsächlich mit dem festen Ziel ins Medizinstudium gestartet, später in der Allgemeinmedizin zu arbeiten – daran hat sich bis heute nichts geändert. Mein Interesse wurde durch Veranstaltungen wie die Winterschool noch verstärkt, vor allem durch den direkten Austausch mit Hausärzt:innen, der im normalen Studium oft zu kurz kommt.

Matthias: Ich wusste lange nicht, wohin die Reise geht und habe mich für viele Fächer begeistern können – das hat die Entscheidung nicht gerade erleichtert. Die Allgemeinmedizin hat mich aber schon im Studium interessiert und durch die Teilnahme an der Winterschool sprang damals der Funke über. Durch gute Praktika und Famulaturen wurde mein Interesse bestärkt und als Weiterbildungsassistent in einer Hausarztpraxis habe ich endgültig Feuer gefangen, weil sich bestätigt hat, wie erfüllend die Arbeit als Allgemeinmediziner sein kann.

Ihr habt beide die Winterschool Allgemeinmedizin erwähnt. Könnt ihr kurz erzählen, wie sie eure Perspektive auf das Fach verändert hat?

Sarina: Die Winterschool hat mir persönlich vor allem gezeigt, wie die Weiterbildung zur Allgemeinmedizinerin konkret aussehen kann: Welche Rotationen in andere Fachbereiche während der Weiterbildung sinnvoll sind und wie eine mögliche Reihenfolge aussehen kann. Zudem gab es hilfreiche Tipps, worauf man bei der Auswahl einer Weiterbildungsstätte – sei es Klinik oder Praxis – achten sollte. Auch Fragen zu einer potenziellen Niederlassung versus Anstellung in einer Praxis wurden erörtert. In Kleingruppen hatten wir zudem die Möglichkeit, mit Inhaber:innen einer Praxis ins Gespräch zu kommen und ihre Sicht auf den hausärztlichen Alltag kennenzulernen – inklusive der Herausforderungen, mit denen sie konfrontiert sind und wie sie damit umgehen. Nicht zuletzt war die Winterschool auch eine gute Gelegenheit, um Kontakte zu knüpfen und Unterstützungsmöglichkeiten kennenzulernen, etwa bei Unsicherheiten während der Weiterbildung.

Matthias: Ich habe dort viele junge Hausärzt:innen getroffen, die nicht nur für ihr Fach brennen, sondern deren Vorstellungen von Beruf und Privatleben auch meinen eigenen sehr nahekamen. Überraschend positiv war für mich die offene Atmosphäre, in der auch nicht gradlinige berufliche Wege thematisiert und wertgeschätzt wurden – in der universitären Medizin hatte ich Vergleichbares bislang nicht erlebt. Auch die Teilnehmenden waren allesamt nett und mit einigen bin ich bis heute noch in Kontakt.

Was würdet ihr anderen Studierenden raten, die noch unsicher sind, ob die Allgemeinmedizin zu ihnen passt?

Sarina: Praktische Erfahrungen in Hausarztpraxen – idealerweise sowohl in städtischen als auch ländlichen Regionen – sind sehr hilfreich, um herauszufinden, ob die Allgemeinmedizin das richtige Fach ist. Der Praxisalltag kann je nach Standort stark variieren. Zusätzlich lohnt es sich, frühzeitig Informationen über die verschiedenen Wege in die Allgemeinmedizin und den Ablauf der Weiterbildung einzuholen. Veranstaltungen wie die Winterschool oder der Hausärztinnen- und Hausärztetag bieten praxisnahe Einblicke und ermöglichen den Austausch mit erfahrenen Hausärzt:innen.

Matthias: Wer sich für eine Tätigkeit in der ambulanten Medizin interessiert, kann von der Teilnahme an der Winterschool besonders profitieren. Ein Blick auf die eigenen beruflichen Vorstellungen in fünf, zehn oder zwanzig Jahren hilft bei der Orientierung. Der Einstieg in eine Hausarztpraxis zeigt oft schnell, ob der Beruf zur eigenen Persönlichkeit passt oder ob andere Fachrichtungen erfüllender sein könnten.

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