15. Mai 2024

"Beruflicher Austausch ist mir sehr wichtig"

Foto: privat

Dr. Simon Kaisinger arbeitet als angestellter Hausarzt in Praxen in Oftersheim und Plankstadt. Warum er sich für das Anstellungsverhältnis entschieden hat, wieso er eine Niederlassung dennoch nicht ausschließt und weshalb er Vernetzung für wichtig hält, berichtet er im Interview.

 

Warum haben Sie sich für eine Anstellung im hausärztlichen Bereich entschieden?

Die Anstellung passt sehr gut zu meiner aktuellen Lebensphase: Als Familienvater konnte ich, nachdem wir vergangenes Jahr nochmal Zuwachs bekommen haben, vier Monate Elternzeit nehmen. Auch ist noch nicht ganz klar, ob wir am aktuellen Wohnort bleiben wollen. Da passte es sehr gut, dass ich in meiner Weiterbildungspraxis als angestellter Facharzt übernommen werden konnte.

Bietet das Anstellungsverhältnis tatsächlich die angepriesene Flexibilität?

Grundsätzlich denke ich schon, wobei es meiner Erfahrung nach immer eine Frage des individuellen Aushandelns ist, welche Freiheitsgrade möglich sind. Natürlich kann ich als angestellter Arzt leichter "Stellenanteile" aufstocken oder reduzieren, als das als Praxisinhaber möglich wäre.

Man hört immer wieder von der Möglichkeit, auch Teile der Arbeit im Homeoffice zu leisten. Wie muss man sich das vorstellen?

Ich kenne Homeoffice vor allem aus der patientenfernen Arbeit, z.B. bei der Quartalsabrechnung oder der Dokumentation der Sprechstunde. Ich mache beispielsweise die Auswertung von Langzeit-EKGs lieber vom Sofa daheim als nach dem Arbeitstag in der Praxis.

Kommt für Sie künftig auch eine Niederlassung infrage und warum?

Auf jeden Fall! Der Gestaltungsspielraum ist ein anderer – etwas "Eigenes" zu machen, hat doch seinen Reiz.

Inwiefern müssen sich die Rahmenbedingungen der selbständigen Tätigkeit Ihrer Meinung nach ändern?

Ich sehe den größten Veränderungsbedarf bei den bürokratischen und verwaltungstechnischen Hürden, ich möchte fast sagen Absurditäten. In meiner bisherigen Zusammenarbeit mit der Kassenärztlichen Vereinigung habe ich nicht den Eindruck einer praxisorientierten Vertretung (haus)ärztlicher Interessen gewonnen. 

Wie wichtig ist Ihnen die Vernetzung mit anderen Hausärzt:innen und warum?

Sich zu vernetzen, finde ich total wichtig. Beruflicher und persönlicher Austausch gehört für mich eigentlich seit dem Studium zu einer guten fachlichen Weiterentwicklung und zum Wohlfühlen im beruflichen Alltag dazu. Gerade in der niedergelassenen Arbeit ist dies vermutlich etwas aufwändiger zu organisieren als in der Klinik, aber mindestens so relevant.

Welche Rolle spielt der HÄVBW bei der Vernetzung und Gestaltung der hausärztlichen Tätigkeit für Sie?

Ich erlebe den HÄVBW als sehr aktiv. Als frisch gebackener Facharzt bin ich begeistert vom Angebot der First Five Academy und denke, ähnliche Angebote können für "alte Hasen" sicher auch attraktiv gestaltet werden. Hier bietet der HÄVBW eine gute und praxisbezogene Austauschplattform. Ein großer Wurf für die hausärztliche Tätigkeit sind und waren sicher auch die Verträge zur Hausarztzentrierten Versorgung, die ja in der Praxis täglich eine Rolle spielen.

Weitere Informationen:
-> Mitgliedervorteile für angestellte Ärzt:innen im Überblick
-> Mitgliedsmodelle für angestellte Hausärzt:innen
-> Zum Forum Anstellung
 

 

Zurück Alle News

Ähnliche Beiträge