28. Juni 2024
Workshop zum Pilotstart: 10 Praxen in BW sind „HÄPPI“!
HÄVBW
Zum Start der Pilotphase fand Mitte Juni in Stuttgart ein Kick-Off-Workshop statt, an dem aus allen 10 Pilotpraxen je eine Ärzt:in und eine nichtärztliche akademische Fachkraft teilnahmen. Im Rahmen der Veranstaltung erhielten die Praxen fachliches und inhaltliches Rüstzeug, um das Versorgungskonzept bis zum Jahresende im Praxisalltag zu leben.
Die "HÄPPI-DNA"
Die Vorsitzende des Hausärztinnen- und Hausärzteverbands Baden-Württemberg (HÄVBW), Dr. Susanne Bublitz, betonte zur Eröffnung des Workshops die Bedeutung der Vernetzung der HÄPPI-Praxen untereinander. Im Anschluss gab die HÄPPI-Projektleiterin Anika Meißner den Teilnehmer:innen detaillierte Einblicke in die „HÄPPI-DNA“, die sich insbesondere durch folgende Aspekte auszeichnet: digitale Konzepte, Patient-Reported Outcomes (PROs), interprofessionelle Kooperationen und die Zusammenarbeit mit nichtärztlichen akademischen Gesundheitsberufen. Die Praxen erhielten außerdem einen Überblick zur Rechtslage und praktische Tipps zur Umsetzung in der Praxis.
"Es muss nicht immer die MFA sein"
Im interaktiven Teil des Workshops beschäftigten sich die Praxisteams mit den Prozessen in ihrer Praxis und erarbeiteten, wie diese im HÄPPI neu gedacht werden können. Eine zentrale Erkenntnis dieses Workshop-Teils lautete: „Es muss nicht immer die MFA sein“, so fasste es HÄPPI-Ärztin Dr. Angela Schweizer aus Kirchheim zusammen. Für viele Aufgaben sind die Qualifikationen der MFA nicht unbedingt erforderlich. Diese Aufgaben könnten auch von Verwaltungskräften im Quereinstieg übernommen werden, wodurch die MFA entlastet würden und wiederum Zeit für andere Aufgaben in der Versorgung hätten. Diese und viele weitere Erkenntnisse sammelten die Teilnehmer:innen um diese in ihren Praxen zu implementieren.
Umgang mit Fehlern und Aufbau neuer Strukturen
Auch die Kommunikation und der Austausch im HÄPPI wurden diskutiert, insbesondere im Hinblick auf die erweiterte Delegation an akademische nichtärztliche Gesundheitsberufe. Gabriele Morawski, Arztpraxis-Coach, erklärte: „Es braucht drei Ebenen für Meetings, damit die Zusammenarbeit funktioniert: Austausch auf der fachlichen Ebene in der klassischen Fallbesprechung, Austausch zur organisatorischen Zusammenarbeit sowie den Aufbau eines Reflexionssystems.” Besonders die Reflexion sei entscheidend, da sie einen konstruktiven Umgang mit Fehlern ermögliche. „Man sollte nicht versuchen, Fehler in der Zusammenarbeit zu vermeiden, sondern sie konstruktiv zu managen“, betonte die Coachin. So könnten die Praxen gemeinsam lernen und nachhaltig neue Teamstrukturen etablieren.
Gemeinsames Werte- und Rollenverständnis
In der Auseinandersetzung mit den Werten in der Praxis wurde es erneut interaktiv. Gemeinsame Werte bilden das Fundament für strukturierte Zusammenarbeit, auf das wiederum ein transparentes und von allen getragenes Rollenverständnis aufgebaut werden kann. Zum Abschluss des Workshops setzten sich alle Praxisteams drei Ziele, die sie bis zum Pilotstart umsetzen möchten.
Sechs Monate, zehn Praxen
HÄPPI wird ein halbes Jahr lang in zehn Praxen in ganz Baden-Württemberg im Versorgungsalltag gelebt und ausgiebig erprobt. Die Praxen werden dabei von der Universität Heidelberg wissenschaftlich begleitet. Für die Teilnahme an der Pilotierung und der Patientenbetreuung nach dem HÄPPI-Gedanken im Team erhalten die Praxen eine finanzielle Unterstützung von den Vertragspartnern im HZV-Vertrag mit der AOK Baden-Württemberg (AOK Baden-Württemberg, HÄVBW und Medi-Verbund) für die Dauer von sechs Monaten. Das Ministerium für Ernährung, Ländlichen Raum und Verbraucherschutz Baden-Württemberg fördert das Projekt im Rahmen des Kabinettsausschusses Ländlicher Raum.
Weitere Informationen
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